Ein feuchter, leicht erdiger Geruch kann in der Nähe einer Glücksfeder (Zamioculcas zamiifolia) mehr bedeuten als bloße Erdigkeit. Wenn aus dem Topf dieser robusten Zimmerpflanze ein unangenehmer, modriger Duft aufsteigt, weist das selten auf den Raum hin – sondern fast immer auf ein biochemisches Ungleichgewicht in der Wurzelzone. Der Geruch ist kein Zufall, sondern das Ergebnis mikrobiologischer Prozesse, die beginnen, wenn das Bodenklima dauerhaft zu feucht ist.
Die Glücksfeder gilt als eine der widerstandsfähigsten tropischen Grünpflanzen für Innenräume. Ihre sukkulenten Rhizome speichern Wasser, ihr Laub bleibt auch bei Vernachlässigung glänzend. Diese Pflanze aus den halbtrockenen Regionen Ostafrikas hat sich an extreme Trockenperioden angepasst und entwickelte Überlebensstrategien, die sie zur perfekten Zimmerpflanze für vergessliche Gießer machen. Doch genau diese Stärke – Wasser zurückzuhalten – wird bei Überversorgung schnell zur Schwäche.
Staunässe verändert die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Substrat grundlegend. Sauerstoffmangel schafft Bedingungen, die bestimmte Bakteriengruppen begünstigen, welche unter anderem Schwefelverbindungen und organische Säuren produzieren können – mögliche Ursprünge des charakteristischen Modergeruchs. Was als Pflegefehler beginnt, wirkt sich chemisch, mikrobiell und sensorisch aus. Die meisten Pflanzenbesitzer bemerken zunächst nichts. Die Blätter bleiben grün, die Pflanze wirkt gesund. Doch unter der Oberfläche, verborgen im Topf, beginnt ein stiller Zersetzungsprozess.
Wer den Geruch früh erkennt, kann oft Wochen vor sichtbarem Blattverfall eingreifen. Denn wenn die ersten gelben Blätter erscheinen, ist das Wurzelsystem meist bereits erheblich geschädigt. Der Duft ist das erste Signal, das einzige Frühwarnsystem, das die Pflanze aussendet, bevor strukturelle Schäden sichtbar werden.
Die verborgene Dynamik im Topfinneren
Das zentrale Problem liegt in der physikalischen Struktur der Erde. Viele handelsübliche Blumenerden sind stark wasserhaltend und verdichten sich bei wiederholtem Gießen. Mit jeder Wassergabe werden die Lufträume zwischen den Partikeln kleiner, die Erde sackt zusammen, wird kompakter. Dadurch sinkt der Sauerstoffgehalt zwischen den Partikeln, und das Wurzelsystem erstickt langsam. Die Rhizome der Zamioculcas speichern weiter Wasser, während die Erde sich in eine sauerstoffarme Zone verwandelt.
In dieser veränderten Umgebung beginnen bestimmte Mikroorganismen zu dominieren. Während in gesunder, gut belüfteter Erde aerobe Prozesse überwiegen, die nahezu geruchsfrei ablaufen, übernehmen bei Sauerstoffmangel andere mikrobielle Gemeinschaften das System. Diese können Stoffwechselprodukte erzeugen, die man auch aus feuchtem Holz oder nicht optimal gelagertem Kompost kennt: einen muffigen, manchmal leicht schwefeligen Geruch.
Parallel beginnen die Wurzeln selbst zu reagieren. Unter Sauerstoffmangel können Pflanzenwurzeln ihre Struktur nicht aufrechterhalten. Sie geben Flüssigkeiten ab, werden weich, verfärben sich von gesundem Weiß zu Braun oder Schwarz. Diese verfärbten Gewebe sammeln sich zwischen Drainageschicht und Topfwand an, schaffen weitere Nährböden für mikrobielle Aktivität.
Der Geruch ist also nicht bloß ein ästhetisches Problem, sondern ein Signal für ökologische Disbalance im Miniatur-Ökosystem des Topfes. Das Bemerkenswerte dabei: Die menschliche Nase ist erstaunlich sensitiv für bestimmte Geruchsmoleküle und kann bereits winzige Konzentrationen wahrnehmen – lange bevor visuelle Symptome auftreten. Wird jetzt gehandelt, lässt sich das Wurzelsystem meist retten; bleibt der Zustand bestehen, breitet sich die Schädigung aus, und die Pflanze verliert schubweise Blätter.
Warum gerade die Glücksfeder besonders anfällig ist
Die Zamioculcas stammt aus Gebieten, in denen monatelange Trockenheit die Norm ist. Ihre Anpassung an diese extremen Bedingungen macht es fast unmöglich, sie „zu wenig“ zu gießen, aber sehr leicht, sie „zu viel“ zu versorgen. Ihre dicken, kartoffelähnlichen Rhizome sind Wasserspeicher, entwickelt für Dürreperioden. In der natürlichen Umgebung nutzt die Pflanze diese Reserven, um Monate ohne einen Tropfen Regen zu überstehen.
Im Innenraum jedoch, wo wohlmeinende Besitzer regelmäßig gießen, entsteht ein fataler Widerspruch: Die Pflanze benötigt kaum Wasser, bekommt aber stetig Nachschub. Viele Besitzer verwechseln die Glücksfeder mit einer klassischen Tropenpflanze, die konstante Feuchtigkeit bevorzugt. In Wahrheit agiert sie physiologisch wie eine Sukkulente. Dieses innere Reservoir macht sie trügerisch robust – Blätter bleiben grün und glänzend, selbst wenn die Wurzeln bereits in gesättigter Erde stehen und zu ersticken beginnen.
Ein weiterer Faktor verschärft das Problem: Die Glücksfeder verdunstet über ihre wachsüberzogenen Blätter kaum Feuchtigkeit. Diese Wachsschicht ist eine weitere Anpassung an Trockenheit – sie minimiert Wasserverlust. In der Praxis bedeutet das: Gießwasser bleibt länger im Substrat, als man erwartet. Während eine Monstera oder Ficus durch intensive Verdunstung das Substrat aktiv trocknet, verharrt Wasser bei der Glücksfeder oft wochenlang in den unteren Topfschichten.
Hinzu kommt der Lichtfaktor. Bei geringer Lichtintensität, typisch für viele Innenräume, verlangsamt sich die Photosynthese und damit der gesamte Stoffwechsel der Pflanze drastisch. Eine Pflanze, die langsamer wächst, verbraucht auch weniger Wasser. Im Winter oder in schlecht beleuchteten Räumen kann der Wasserbedarf auf ein Minimum sinken – doch der Gießrhythmus bleibt oft gleich.
Temperatur als unterschätzter Risikofaktor
Die Temperatur spielt eine doppelte Rolle. Unter 18 °C verlangsamt sich der Stoffwechsel der Pflanze erheblich, sie ruht quasi. Gleichzeitig bieten diese kühleren, aber feuchten Bedingungen manchen Mikroorganismen ideale Lebensbedingungen. In kalten, nassen Böden können sich mikrobielle Gemeinschaften etablieren, die bei wärmeren Temperaturen von der Pflanze selbst oder von konkurrierenden aeroben Organismen in Schach gehalten würden.
Diese Faktoren zeigen, dass nicht die absolute Menge des Wassers das Problem definiert, sondern die Zeit, in der das Substrat gesättigt bleibt. Die beste Pflege orientiert sich also nicht an einem festen Rhythmus – „einmal pro Woche gießen“ – sondern an der Interaktion von Feuchtigkeit, Temperatur, Licht und Belüftung. Ein dynamisches System, das ständige Beobachtung erfordert.
Raumklima spielt eine weitere, oft übersehene Rolle. In klimatisierten oder schlecht belüfteten Räumen zirkuliert die Luft kaum. Stillstehende Raumluft verlängert die Verdunstungszeit dramatisch. Auch ein kühler Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit – etwa ein Badezimmer – kann problematisch sein, selbst wenn die Pflanze dort optisch gut gedeiht.
Die Architektur der Lösung: Das richtige Substrat
Die Lösung für das Staunässeproblem liegt weniger im Gießverhalten als in der Architektur des Substrats. Hier beginnt echte Prävention. Eine durchlässige Mischung ist entscheidend und sollte bereits beim Einpflanzen oder spätestens beim ersten Umtopfen etabliert werden.
Eine bewährte Struktur besteht aus mehreren Komponenten:
- Etwa 40 Prozent hochwertige Blumenerde als organische Basis, die Nährstoffe liefert und eine gewisse Wasserhaltekraft besitzt
- 30 Prozent grobkörniger Quarzsand oder Bims, der für Struktur und Drainage sorgt
- 30 Prozent Perlite oder Blähtonstücke, die zusätzliche Lufträume schaffen und Verdichtung verhindern
Entscheidend ist nicht die exakte Zusammensetzung nach Rezept, sondern das Funktionsprinzip: Wasser muss innerhalb von Sekunden nach dem Gießen durch das Substrat fließen und abfließen können. Wenn man gießt und das Wasser an der Oberfläche steht oder nur langsam versickert, ist die Mischung zu dicht. Ideales Substrat für Zamioculcas verhält sich fast wie grobes Kiesbett – Wasser fließt durch, aber genug Partikel halten Feuchtigkeit für die Zeit, die die Pflanze braucht, um es aufzunehmen.
Diese grobe Struktur verhindert nicht nur Staunässe, sondern hält auch die Wurzeln belüftet. Sauerstoff kann in die Zwischenräume eindringen, aerobe Mikroorganismen bleiben aktiv, und das gesamte System bleibt im Gleichgewicht.
Drainageschicht und Topfarchitektur
Am Topfboden sollte sich eine Schicht aus Blähton oder Keramikscherben befinden, mindestens zwei bis drei Zentimeter hoch. Sie wirkt wie ein Mini-Reservoir: Überschüssiges Wasser sammelt sich dort, ohne die Wurzeln direkt zu erreichen, und kann langsam verdunsten oder durch das Abzugsloch entweichen. Wichtig ist, dass das Abzugsloch frei bleibt – eine häufig unterschätzte Ursache bei Geruchsproblemen.
Viele handelsübliche Töpfe haben zwar ein Loch, aber es wird durch dichte Erde oder Wurzelmasse blockiert. Ein kleines Stück Tonscherbe oder grobes Gewebe über dem Loch verhindert Verstopfung, lässt aber Wasser durch. Ohne funktionierende Drainage wird selbst das beste Substrat zur Falle.
Das Topfmaterial selbst spielt eine Rolle. Terrakotta „atmet“ und ermöglicht Gasaustausch durch die porösen Wände. Überschüssige Feuchtigkeit kann durch die Topfwand verdunsten. Kunststofftöpfe hingegen halten Feuchtigkeit länger, sind wasserdicht und fördern dadurch eher anaerobe Zonen. Für Anfänger oder bei unsicheren Gießgewohnheiten sind Tontöpfe deutlich fehlerverzeihender.
Ein weiterer, oft übersehener Punkt: der Untersetzer. Ein dichter Untersetzer aus Glas oder Plastik, der Wasser staut, konterkariert jede Drainage. Besser sind erhöhte Topfuntersetzer mit Abstandsgittern oder einfach eine Schicht Kies im Untersetzer, auf dem der Topf steht. Dadurch bleibt Luftzirkulation unter dem Gefäß erhalten, und Restwasser kann verdunsten, ohne den Wurzelhals zu belasten.
Gießrhythmus: Von der Intuition zur Beobachtung
Die Glücksfeder verlangt Trockenheit zwischen den Wassergaben. Nicht Feuchtigkeit an der Oberfläche ist der Maßstab, sondern der Zustand in tieferen Schichten. Erst wenn die Erde auch in tieferen Schichten vollständig trocken ist – wirklich trocken, nicht nur oberflächlich angetrocknet – sollte gegossen werden.
Ein Holzstäbchen, das man zehn Zentimeter tief einführt, zeigt durch Farbe und Feuchtigkeit zuverlässig, ob der richtige Moment gekommen ist. Kommt es trocken und sauber heraus, kann gegossen werden. Haftet noch Erde daran oder ist das Holz verfärbt, ist noch Feuchtigkeit vorhanden. Viele Gärtner legen stattdessen den Fokus auf den Kalender – „alle zehn Tage gießen“ – statt auf die tatsächlichen Bodenbedingungen. Und genau dort beginnt die Überwässerung.
Im Winter, wenn Heizungsluft die Verdunstung paradoxerweise verringert (weil die Pflanze selbst in Winterruhe weniger verdunstet), sollte der Gießrhythmus mindestens halbiert werden. Die Glücksfeder ruht in dieser Phase; jede Wassergabe verzögert den natürlichen Trockenzyklus und erhöht das Risiko für Staunässe. Manche Pflanzen kommen problemlos zwei bis drei Monate ohne Wasser aus, besonders in dunklen, kühlen Wintermonaten.

Luftbewegung als unterschätzter Faktor
Regelmäßiges Lüften oder ein Ventilator auf niedriger Stufe stabilisieren das Mikroklima und verringern die Luftfeuchte im Wurzelbereich. Bewegte Luft beschleunigt die Verdunstung an der Substratoberfläche und verhindert, dass sich feuchte Luftschichten um den Topf bilden. In Räumen ohne natürliche Luftzirkulation – etwa Badezimmer ohne Fenster oder Kellerräume – kann ein kleiner Ventilator, der ein paar Stunden täglich läuft, den entscheidenden Unterschied machen.
Auch der Standort sollte regelmäßig überdacht werden. Nähe zu Heizkörpern erhöht die Verdunstung und kann helfen, Feuchtigkeit schneller abzubauen – allerdings nur, wenn die Pflanze auch tatsächlich Wasser aufnimmt. Kalte Ecken, etwa an Außenwänden oder in Treppenhäusern, verlängern Feuchtephasen und schaffen ideale Bedingungen für mikrobielle Probleme.
Die Glücksfeder reagiert erstaunlich gut auf periodische Standortanpassungen. Ein Wechsel zwischen verschiedenen Raumzonen alle paar Monate sorgt dafür, dass sich Mikroklima und Bodenfeuchte gleichmäßiger verteilen und keine dauerhaften Problemzonen entstehen.
Wenn der Geruch bereits da ist: Entschlossenes Handeln
Wenn der muffige Duft bereits aufgestiegen ist, helfen kleine Korrekturen nicht mehr. Der einzige wirksame Schritt ist radikales Umtopfen. Die Pflanze sollte vorsichtig ausgetopft werden, wobei man darauf achtet, die Rhizome nicht zu beschädigen. Alte Erde muss vollständig entfernt werden – jeder Rest kann Träger der mikrobiellen Probleme bleiben.
Jede Wurzel sollte auf Erweichung, Verfärbung oder schleimige Konsistenz geprüft werden. Gesunde Wurzeln und Rhizome sind fest, hellfarben (weiß bis cremefarben) und haben eine glatte Oberfläche. Alles, was braun, schwarz, weich oder übelriechend ist, muss radikal entfernt werden. Ein sauberer Schnitt mit desinfiziertem Werkzeug verhindert, dass Fäulnis sich weiter ausbreitet.
Nach dem Rückschnitt sollten die Rhizome einige Stunden an der Luft trocknen können. Diese Trocknungsphase hilft, dass Schnittflächen abheilen und keine Eintrittspforten für weitere Probleme bieten. Anschließend wird in frisches, vollständig trockenes Substrat gesetzt – keine vorbefeuchtete Erde, sondern knochentrocken.
Und dann geschieht etwas, das vielen Pflanzenbesitzern schwerfällt: mindestens zehn Tage, besser zwei Wochen, nicht gießen. Überhaupt nicht. Die Pflanze hat genug Reserven in ihren Rhizomen, um diese Durststrecke problemlos zu überstehen. Diese Trockenphase gibt dem Wurzelsystem Zeit zu heilen, neue Feinwurzeln zu bilden und sich im neuen Substrat zu etablieren. Der Geruch verschwindet so meist binnen weniger Tage vollständig.
Tiefere Zusammenhänge: Was wirklich im Boden geschieht
Ein interessanter Aspekt der Geruchsbildung betrifft die ökologische Dynamik des Substrats. In gesunder Erde herrscht ein aerober Zustand. Hier dominieren Pilzhyphen und verschiedene Bakteriengruppen, die Stickstoff in pflanzenverfügbare Formen umwandeln. Diese Prozesse sind nahezu geruchsfrei und schaffen ein stabiles Bodenökosystem, das Nährstoffe bereitstellt und Krankheitserreger unterdrückt.
Sobald jedoch Staunässe Sauerstoff verdrängt, verändert sich die mikrobielle Gemeinschaft fundamental. Organismen, die ohne Sauerstoff leben können oder müssen, übernehmen das System. Sie zersetzen organisches Material unter Freisetzung verschiedener flüchtiger Verbindungen – Prozesse, die dem ähneln, was in schlecht belüfteten Komposthaufen oder in sauerstoffarmen Gewässern geschieht. Das Ergebnis ist die typische muffige bis schwefelige Note, verbunden mit dem Geruch feuchter, zersetzender Erde.
Das olfaktorische Signal ist dabei weit früher wahrnehmbar als jede visuelle Veränderung der Pflanze. Der menschliche Geruchssinn kann bestimmte Verbindungen bereits in extrem niedrigen Konzentrationen wahrnehmen. Aus gärtnerischer Sicht ist der Geruch damit eines der präzisesten Frühwarnsysteme für Störungen im Wurzelbereich – empfindlicher als viele technische Messgeräte und deutlich schneller als visuelle Symptome.
Wer diesen Zusammenhang versteht, nutzt seine Nase als diagnostisches Instrument – ähnlich einem Hygrometer, jedoch schneller und in gewisser Weise präziser, weil es nicht nur Feuchtigkeit, sondern die biologische Konsequenz von Feuchtigkeit anzeigt.
Systemdenken: Vom Einzeltopf zur Raumökologie
Die Ursache von Staunässe beginnt oft nicht in der Pflanze, sondern in der Struktur des gesamten Innenraums. Auf undurchlässigen Unterlagen – etwa glatten Marmorbänken oder Lackflächen – kann Wasser nicht nach unten ableiten. Auch Pflanzenuntersetzer aus Glas oder Keramik ohne Drainage verhindern die natürliche Verdunstung. Langfristig entsteht ein feucht-mildes Mikroklima rund um den Topf, das den muffigen Geruch zusätzlich verstärkt und sich sogar auf benachbarte Pflanzen auswirken kann.
Ein systemisches Vorgehen erhöht daher die Wirksamkeit jeder Einzelmaßnahme erheblich. Dazu gehören ausreichende Abstände zwischen Töpfen, damit Luft zirkulieren kann. Pflanzen, die zu dicht stehen, schaffen Zonen mit hoher Luftfeuchtigkeit und schlechter Ventilation – ideale Bedingungen für mikrobielle Probleme.
Die Verwendung atmungsaktiver Ton- statt Plastiktöpfe wurde bereits erwähnt, aber es lohnt sich zu betonen: Der Unterschied ist messbar. Tontöpfe können das Risiko von Staunässe um ein Vielfaches reduzieren, einfach durch ihre materiellen Eigenschaften.
Kein Einsatz von Moosen, Dekorsteinen oder Mulch auf der Substratoberfläche ist ein weiterer wichtiger Punkt. Diese Materialien mögen ästhetisch ansprechend sein, aber sie behindern die Verdunstung an der kritischsten Stelle. Die Oberfläche sollte frei bleiben, damit Luft zirkulieren und Feuchtigkeit entweichen kann.
Einmal pro Jahr sollte bei älteren Exemplaren ein vollständiger Bodenaustausch erfolgen. Auch wenn die Pflanze gesund erscheint, verdichtet sich Substrat mit der Zeit, organisches Material zersetzt sich, und die Drainage verschlechtert sich. Präventives Umtopfen ist deutlich einfacher als die Sanierung eines Problems.
Diese einfachen architektonischen Eingriffe reduzieren das Risiko von Geruch, Wurzelfäule und Schimmelbildung fast vollständig, ohne den täglichen Pflegeaufwand zu erhöhen. Es ist eine Frage der intelligenten Systemgestaltung, nicht der Arbeitsintensität.
Der ästhetische und gesundheitliche Aspekt
Eine gesunde Glücksfeder riecht neutral, gelegentlich leicht erdig nach frischem Substrat – ein angenehmer, natürlicher Duft, der an Wald oder Garten erinnert. In Innenräumen, in denen Pflanzen zunehmend Teil des Raumklimamanagements sind – etwa zur Feuchtigkeitsregulierung oder als lebendige Gestaltungselemente – wird ihre olfaktorische Stabilität entscheidend.
Ein Topf, der unauffällig bleibt, erweitert das Wohlbefinden messbar. Geruchsbelastungen, selbst geringe, können die Wahrnehmung eines Raumes beeinflussen. Ein ausgeglichenes Miniökosystem im Topf trägt zur allgemeinen Luftqualität bei und verhindert, dass sich problematische Mikroorganismen ausbreiten können.
Die Pflanze wirkt damit doppelt – visuell als Strukturgeber, durch ihr markantes, glänzendes Laub, und funktional als Bioindikator für Raumgesundheit. Ein stiller Wächter, der durch sein bloßes Vorhandensein – oder eben durch Geruchssignale – den Zustand seines Umfelds kommuniziert.
Selbst Duftliebhaber, die ätherische Öle oder Duftkerzen einsetzen, sollten den Geruch einer Pflanze nicht mit synthetischem Aroma überlagern. Maskierung löst keine Probleme. Der biologische Geruch ist ein Signal, das auf Warnung steht und Handlung erfordert, keine Verdeckung.
Zusätzliche Feinheiten für Fortgeschrittene
Viele Hobbygärtner behandeln Geruchsprobleme ausschließlich als Folge falschen Gießens. Fachlich lohnt ein weiterer Blick auf Topfmaterial, Raumtemperatur und jahreszeitliche Dynamik, aber auch auf subtilere Faktoren.
Die Temperaturzonen im Raum variieren oft erheblich. Nähe zu Heizkörpern oder Klimageräten erfordert Anpassung des Gießverhaltens. Warme Luft fördert Verdunstung an der Oberfläche, aber nicht unbedingt in tieferen Substratschichten. Kalte Ecken verlängern Feuchtephasen dramatisch. Eine regelmäßige Drehung des Topfes – nicht der Pflanze zur Lichtquelle hin, sondern des gesamten Standorts im Raum – sorgt für gleichmäßigere Bedingungen und verhindert, dass sich chronische Problemzonen bilden.
Wer diese feinen Umweltfaktoren berücksichtigt, erkennt, dass die Pflege einer Glücksfeder mehr mit Mikroklimakorrektion als mit bloßer Bewässerung zu tun hat. Es ist ein dynamisches Zusammenspiel vieler Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen.
Von Schadensvermeidung zur Optimierung
Sind Drainagelöcher vorhanden, das Substrat gut gemischt und der Raum regelmäßig gelüftet, bleibt der typische Staunässegeruch dauerhaft aus. Doch es lässt sich noch mehr gewinnen: optimierte Verhältnisse führen zu stabilem Wuchs, dichterem Laub und geringerem Risiko für Schädlinge.
In zu nassem Milieu gedeihende Trauermücken etwa – kleine, schwarze Fliegen, die aus dem Topf aufsteigen – verschwinden vollständig, wenn das Substrat konsequent austrocknen darf. Ihre Larven benötigen feuchtes organisches Material; ohne dieses können sie sich nicht entwickeln.
Eine gesunde, optimal gepflegte Glücksfeder produziert neue Triebe in dichter Folge. Ihre Blätter zeigen einen seidig-matten Glanz ohne schwarze Punkte, braune Ränder oder weiche Stellen. Das Wachstum ist gleichmäßig, die Farbe satt und dunkelgrün. Die Geruchsfreiheit ist damit auch objektiver Indikator für funktionierende Wurzelatmung und gesundes Bodenleben.
Wer Wert auf ein aromatisch neutrales Raumklima legt, kann subtil ergänzen: Aktivkohlegranulat im Untersetzer oder etwas zerstoßene Holzkohle im Substrat können als Adsorptionsmittel wirken. Sie binden möglicherweise geruchsaktive Moleküle und können helfen, den pH-Wert zu stabilisieren – ein Schritt, den selbst erfahrene Pflanzenfreunde oft übersehen.
Wenn der Geruch zurückkehrt: Erweiterte Diagnose
Ein plötzlich wiederkehrender Geruch nach Wochen anscheinend trockener Pflege deutet auf tieferliegende Ursachen hin – etwa verstopfte Drainagelöcher, die man beim ersten Umtopfen übersehen hat, oder mikrobiell zersetzte Wurzelreste, die auch nach dem Abtrocknen aktiv bleiben. Manchmal haben sich in den unteren Topfschichten Wasserreservoirs gebildet, die von oben nicht sichtbar sind.
Eine gründliche visuelle Untersuchung hilft, doch wer präziser vorgehen will, kann den pH-Wert der Erde prüfen. Teststreifen oder einfache Messgeräte aus dem Gartencenter geben schnell Aufschluss. Werte deutlich unter 6 können auf fortgeschrittene organische
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